Das Kriseninterventionsteam Hamburg (KIT) betreut Menschen unmittelbar nach emotional stark belastenden Erlebnissen und leistet psychosoziale Akuthilfe, beispielsweise für Angehörige nach einem plötzlichen Todesfall, Opfer einer Gewalttat oder Augenzeugen eines schockierenden Ereignisses.
Das KIT bietet psychisch belasteten oder traumatisierten Menschen hilfreiche Nähe und unterstützt sie in den ersten Stunden bei der Realisierung und Verarbeitung des dramatischen Erlebnisses. Die Betroffenen werden stabilisiert und in ihrer Handlungsfähigkeit gestärkt. Soziale Netze könnten aktiviert, weiterführende Hilfsangebote vermittelt werden. Die frühzeitige Unterstützung durch das KIT vermindert das Risiko von langfristigen Folgen wie einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). KIT-Einsätze dienen der einmaligen Versorgung in der Akutsituation. Das KIT führt keine Folgeeinsätze oder Langzeitbetreuungen durch.
Einsätze für das Kriseninterventionsteam
Wer alarmiert das KIT?
Das KIT wird direkt durch die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten oder das Institut für Rechtsmedizin alarmiert. Die ehrenamtlich Mitarbeitenden des Kriseninterventionsteams sind nach einer Alarmierung durch diese Einsatzkräfte schnellstmöglich vor Ort – egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Im Jahr 2023 gab es 662 Alarmierungen, betreut wurden 1.985 Personen - so viele wie noch nie innerhalb eines Jahres. Auch im Überschwemmungsgebiet im Landkreis Ahrweiler unterstützte das Team 2021 mit 17 freiwilligen Helferinnen und Helfern vor Ort (Foto).
Das KIT wird alarmiert nach:
Unfällen mit Toten oder Schwerstverletzten
erfolglosen Wiederbelebungen
zur Begleitung der Polizei bei Todesbenachrichtigungen
Alle KIT-Mitarbeiter (m/w/d) sind für die unterschiedlichsten Einsatzszenarien professionell ausgebildet. Ihre Praxiserfahrung, ihr Einfühlungsvermögen und ihr Organisationstalent stellen sie in den Dienst von Menschen, die vielleicht die schwersten Stunden ihres Lebens durchleiden.
Wenn Sie sich im Kriseninterventionsteam ehrenamtlich engagieren möchten, überprüfen Sie bitte zunächst, ob Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
Mindestalter 25 Jahre, Höchstalter 67 Jahre bei Ausbildungsbeginn
Wohnort Hamburg oder unmittelbar angrenzend
Pkw-Führerschein, Smartphone und Internetzugang
stabile Lebenssituation und Persönlichkeit
Zeitliche Flexibilität für mindestens zwei 24-stündige Bereitschaftsdienste monatlich, auch werktags
Bereitschaft zur Teilnahme an monatlichen Teamtreffen sowie regelmäßigen Supervisionen und Fortbildungen
Vor Aufnahme der ehrenamtlichen Tätigkeit Vorlage eines Erweiterten Führungszeugnisses ohne Eintrag (Kosten werden übernommen).
Informationen zur Qualifizierung
Die Qualifizierungsmaßnahme für das Ehrenamt im KIT umfasst sieben Wochenenden (Sa. u. So.) à 16 Stunden, insgesamt rund 112 Ausbildungsstunden. Eine Bewerbung für das KIT ist für den nächsten Grundkurs möglich, die genauen Termine werden hier bekannt gegeben.
Inhalte der Qualifizierung:
Selbstverständnis und Grundhaltung in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV)
Grundlagen der Kommunikation / Führung, Kooperation und Teamarbeit
Elemente der psychosozialen Betreuung von Opfern, Angehörigen und Augenzeugen
Grundlagen der Psychotraumatologie und Vorgehen bei psychiatrischen Notfällen
Umgang mit unterschiedlichen Reaktionen von Betroffenen in akuten Krisensituationen
Persönliche Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer
Interkulturelle Psychologie
Organisationsstrukturen, Großschadenslagen und Katastrophenschutz
Rettungswesen und weiterführende Hilfeleistungssysteme in Hamburg
Grundausbildung Erste Hilfe
Selbstschutz und Psychohygiene
Voraussetzung zur Mitarbeit im KIT ist die erfolgreiche Teilnahme an allen sieben Wochenenden. Die Qualifizierung entspricht den bundesweit gültigen Standards des Deutschen Roten Kreuzes für die Grundausbildung in Psychosozialer Notfallversorgung (PSNV).
Über Qualifizierungen in den kommenden Jahren werden wir an dieser Stelle rechtzeitig informieren-
Ihre Bewerbung für das KIT
Wenn Sie die Grundvoraussetzungen erfüllen, schicken Sie uns bitte den ausgefüllten Bewerbungsbogen per E-Mail an info@kit-hamburg.de oder postalisch zu. Anhand der eingehenden Bewerbungen treffen wir eine Vorauswahl und laden zu einem persönlichen Kennenlernen ein. Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir aus unterschiedlichen Gründen nicht jeden Bewerber (m/w/d) aufnehmen können. An die Qualifizierung schließt sich eine Anwärterphase an, während derer die neuen KIT-Mitglieder gemeinsam mit erfahrenen Kräften Einsatzpraxis erwerben. Die Qualifizierung ist für die Teilnehmer kostenlos.
Weitere Informationen zur Qualifizierung und zum Bewerbungsverfahren erfragen Sie gerne unter Tel. 040 - 76 60 92-69.
Unser Hamburger KIT-Team
Wir arbeiten ehrenamtlich
Finanziert wird das KIT ausschließlich durch Spenden. Jeder Einsatz des KIT ist für die betroffenen Menschen kostenfrei.
Jedes KIT-Mitglied erklärt sich bereit, an mindestens zwei Tagen im Monat 24 Stunden Bereitschaftsdienst zu leisten. Das Team trifft sich einmal im Monat, um Einsätze zu besprechen und die Betreuung zu optimieren. Regelmäßige Besprechungen und Supervisionen dienen der psychologischen Unterstützung der KIT-Mitglieder im Umgang mit belastenden Einsätzen.
Das KIT Hamburg hat 55 ehrenamtlich Mitarbeitende. Geleitet wird das KIT von einer Leitungsgruppe, deren Mitglieder vom Team gewählt werden.
Das Kriseninterventionsteam Hamburg (KIT) ist Teil eines kooperativen Netzwerks zur Unterstützung von Menschen in Not. Die Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten ist partnerschaftlich. Im Bereich des Katastrophenschutzes ist das KIT fester Bestandteil der Alarmpläne der Freien und Hansestadt Hamburg. Das KIT pflegt intensive Kontakte zu vielen Hamburger Organisationen und Initiativen, die nach den Akuteinsätzen Betreuungsleistungen anbieten (siehe Infos unter: Weiterführende Beratung für Betroffene).